Historie Arminiushalle
Die Moabiter Markthalle, als Markthalle X 1891 eröffnet, wurde nach den Plänen von Hermann Blankenstein und August Lindemann 1890-91 innerhalb von nur einem Jahr errichtet. Die Bauleitung übernahm Stadtbaumeister Straßmann, beteiligt war Baumeister Matzdorff. Der Haupteingang der Markthalle befindet sich an der Arminiusstraße im Berliner Ortsteil Moabit. Umgeben wird das Gebäude von der Bremer Straße (West), der Bugenhagenstraße (Nord) und der Jonasstraße (Ost).
Das Gebäude ist das zehnte von vierzehn überdachten Markthallen, die nach einem 1881 ergangenen Beschluss des Berliner Magistrats die als unhygienisch geltenden offenen Märkte ablösen sollten. Der schnelle Bau der Gebäude war möglich, weil vorgefertigte Bauteile sowie eine für die damalige Zeit moderne Eisenkonstruktion angewendet wurden. In der Halle befanden sich 425 Stände in zehn Verkaufsgängen. Ein zwölf Meter breiter Mittelgang erschließt die jeweils 2,48 Meter breiten Seitengänge. Durch diese Anordnung konnten Pferdefuhrwerke, Handkarren oder Hundegespanne die Waren unmittelbar bis zu den Ständen bringen.
Für die Markthalle X in Moabit wurde das noch unbebaute Areal hinter dem Arminiusplatz gewählt, auf dem bis dahin der Wochenmarkt stattgefunden hatte. Auf dem früheren Arminiusplatz steht heute das Rathaus Tiergarten. Da es in Moabit keinen eigentlichen Siedlungskern gibt, bilden Markthalle und Rathaus den kommunalen Mittelpunkt des Stadtviertels. Hermann Blankenstein, der als Stadtbaurat den Bautyp der Markthalle entwickelt hatte, wiederholte in Moabit das Konstruktionsprinzip einer mehrschiffigen, von Straßen eingefassten Halle, das er bereits mit der Markthalle V auf dem Magdeburger Platz erprobt hatte.
Zwischen zweigeschossigen Kopfbauten an Arminius- und Bugenhagenstraße, die ein Restaurant, Verwaltungsräume und Wohnungen für Angestellte des Markthallenbetriebs aufnahmen, spannte er eine dreischiffige basilikale Halle, die von einer filigranen guss- und schmiedeeisernen Konstruktion getragen wird. Beeindruckend ist das Gefüge aus 72 schlanken Säulen und Bogenbindern mit dekorativen Druckringen, die im Mittelschiff eine Laterne und über den Seitenschiffen quer gestellte Sheds stützen. Die hohen, dreigeteilten Fenster der Seitenwände sorgen zusammen mit den Sheds und der allseits verglasten Laterne für eine lichtdurchflutete Atmosphäre. Der lichten Transparenz des Innenraums sind massive, mit rotem Backstein verblendete Außenwände entgegengestellt. Die zweigeschossigen Kopf- und Eckbauten und die übrigen Seitenfassaden folgen dem von Hermann Blankenstein bevorzugten spätklassizistischen Stil. Leider wurden 1951 die Loggien entfernt, die den Haupteingang an der Arminiusstraße flankiert und mit ihren Rundbogenarkaden nach florentinischem Vorbild eine repräsentative Schauseite ausgebildet hatten. An Bremer Straße und Jonasstraße sind dagegen noch immer die durchfensterten, mit Terrakotten geschmückten Giebelwände zu sehen, über denen sich die shedgedeckten Seitenschiffe abzeichnen. Hermann Blankenstein verwendete auch hier materialgerechten Bauschmuck aus Backstein und Terrakotta, wobei die flächigen braunvioletten Terrakottatafeln mit Rautenmuster besonders hervorstechen. An den beiden Haupteingängen sind in den Zwickeln der Rundbogenöffnungen Kopfmedaillons mit Merkur und Sprea angebracht, die auf die Nutzung der Markthalle hinweisen.
Zur besseren Lagekennzeichnung erhielt die Halle auch den Namen Arminiushalle oder Markthalle Arminiusstraße. Der Name der Straße und der Halle leitet sich vom Cheruskerfürsten Arminius ab, der erfolgreich die Varusschlacht bestritt.
Die im Zweiten Weltkrieg nur wenig beschädigte Halle wurde erst in der Nachkriegszeit leicht verändert. 1951 hat man die repräsentativen Loggien abgebrochen, 1956 folgte der Umbau des Restaurants mit neuen Fenstereinbauten, 1970 wurden die Räume im Obergeschoss an der Ecke Bremer Straße und Bugenhagenstraße zu einem Wohnheim umgebaut. Der Senat hatte die Halle 1982 als Baudenkmal ausgewiesen und ließ sie zu ihrem 100-jährigen Bestehen 1991 umfangreich renovieren. Fünf Jahre später erfolgte die Restaurierung der Inneneinrichtung in Anlehnung an die historischen Stilelemente. Im Jahr 2010 wurde die Halle dann noch einmal von der Die Zunft AG revitalisiert.
Die restaurierte, bis heute funktionstüchtige Halle hat sich zu einem wichtigen nachbarschaftlichen Treffpunkt und unverwechselbaren Mittelpunkt Moabits entwickelt.